Gebärdensprachdolmetscher am Display

Pilotprojekt

Gebärdensprachdolmetscher am Display

Erstmalige flächendeckende Gesundheitsversorgung gehörloser Menschen durch mobil einsetzbares Videodolmetschen

Im September 2015 startete die Plattform Patientensicherheit ein Pilotprojekt, bei dem Gebärdensprachdolmetscher:innen erstmals mittels einer mobilen Anwendung auf Smartphones und Tablets zugeschaltet werden konnten. Das Projekt wurde vom Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) und dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK) gefördert.

Die Motivation hinter der Entwicklung des neuen Services war vor allem die Tatsache, dass in Österreich immer wieder Dolmetsch-Anfragen von den zuständigen Vermittlungszentralen abgelehnt werden müssen. Dies liegt einerseits an dem starken Mangel an ausgebildeten Dolmetscher:innen und andererseits an der durch Anreise und Bürokratie verlorengegangenen Zeit vor bzw. nach einem Dolmetsch-Termin. Somit beschränkte sich die Verwendung von Gebärdensprachdolmetscher:innen bisher hauptsächlich auf die notwendigsten Kommunikationssituationen im Leben der gehörlosen Bevölkerung. Die mobile Anwendung sollte dies nun ändern. Ein spontaner Arztbesuch, ein Kundengespräch in der Bank, eine Bürgerauskunft auf der Gemeinde - genau dort soll die mobile Anwendung, wenn kein:e Präsenzdolmetscher:in zur Verfügung steht, zukünftig eingesetzt werden.

Die Plattform Patientensicherheit entwickelte in Kooperation mit der SAVD Videodolmetsch GmbH ein App und ein Anwenderportal. Ab Oktober 2015 stand die Anwendung als Testversion kostenlos zur Verfügung und konnte nach einer kurzen Registrierung auf Smartphones und Tablets verwenden werden. Von Montag bis Freitag standen geprüfte DolmetscherI:innen für die Österreichische Gebärdensprache von 08:00-17:00 Uhr zur Verfügung. Für ein gedolmetschtes Gespräch aktivierten die Nutzer:innen einfach das mobile Daten-Netz, platzierten ihr Gerät auf einem stabilen Untergrund und schon konnte es losgehen. Auf Anfrage stand auch die Deutsche Gebärdensprache zur Verfügung.

Zusätzlich konnte auch eine Videokonferenz mit dem Qualifikationszentrum equalizent aufgebaut werden. Diese bieten Beratungen in Bezug auf berufliche Integration an.

Durch die Entwicklung dieses neuen Tools konnte ein wichtiger Grundstein für die Überwindung von Sprachbarrieren gelegt werden, um so einen gleichen Zugang zu allen Gesundheitsleistungen insbesondere gesundheitsfördernden Maßnahmen zu schaffen.